Heute spiele ich mal verkehrte Welt. Denn jetzt, wo ihr schon überall Rezepte für Heringssalat, für die Osterzeit (na da ist ja noch etwas Zeit hin) und überhaupt für den Frühling zu lesen bekommt, serviere ich euch ganz zum Schluss des Faschings noch einmal Krapfen !
Natürlich viel zu spät, denn nun müsst ihr theoretisch fast neun Monate warten, solltet ihr dieses Rezept einmal ausprobieren wollen. Falls auch ihr, so wie ich, Krapfen nur, und auch wirklich nur, in der Faschingszeit esst.
Ich fühle mich heute also fast schon ein bisschen gemein! Allerdings heißt es auch, dass Vorfreude doch die schönste Freude ist. Stimmt! Zumindest im Bezug auf Krapfen!
Denn während ich diese Zeilen schreibe, habe ich schon längst meinen letzten Krapfen bis November gegessen und kann mich nur noch auf die nächste Faschingszeit freuen, wenn es für mich wieder heißt: auf die Krapfen, fertig, los!
Und ich bin ein wirklich großer Krapfen-Fan (leider), also muss ich mir irgendwie Grenzen setzen um nicht selbst irgendwann wie ein Krapfen auszusehen.
Früher hatte ich auch noch so einen „heimtückischen“ Kollegen, der immer extra Krapfen ins Büro mitgebracht hat. Könnt ihr euch diese Folter vorstellen?!
Und jetzt erfahrt ihr mein größtes und dunkelstes Geheimnis… ich habe gegen meine eigene Krapfen-Fastenzeit verstoßen! Mehrmals in den vergangenen Jahren!
Aber gleichzeitig verrate ich euch auch, weshalb ich mein Gewissen trotzdem in Unschuld wasche: es war immer und ausschließlich mein Kollege dran schuld! Er hat sie mitgebracht und mich dadurch sozusagen gezwungen Krapfen zu essen! So oder so ähnlich war es, ich schwöre!
Schlussendlich „musste“ ich vor einem Jahr sogar meinen Arbeitsplatz, nein sogar meine Arbeitsstadt, wechseln. Nur wegen der Krapfen-Nötigungen! Könnt ihr euch mein Leiden vorstellen?! Tut das und ich poliere in der Zwischenzeit meinen Krapfen-Heiligenschein…
Nun aber Schluss mit meinen Krapfen-Geschichten. Ihr kennt nun meine süßen, zuckrigen, mit Marmelade gefüllten Sünden (und meine Ausreden).
Jetzt will ich aber wieder ernst werden, immerhin ist der Fasching in fast 3 Stunden vorbei und die enthaltsame Fastenzeit beginnt.
Aber vorher will ich euch noch erzählen, was ich euch ebenfalls schon seit drei Wochen vorenthalte.
Da war ich nämlich in der Bäckerei Szihn zu einem Krapfen-Workshop eingeladen.
Stellt euch einmal vor: ich, der absolute Krapfen-Fan und eine Einladung zu einem Krapfen-Workshop! Da musste ich doch, trotz vollem Terminkalender, zu sagen.
Da ich aber schon seit zwei Jahren nicht mehr in Wien wohne und mich auch vorher eher in den Wiener Innenstadtbezirken aufgehalten habe, kannte ich die Bäckerei nicht wirklich.
Natürlich, bei ein paar Ausflügen nach Breitenfurt & Liesing war mir die ein oder andere Filiale im Vorbeifahren aufgefallen (diesen orangen Schriftzug kann man schwer übersehen). Ich wusste ja nicht, dass ich hier was verpasse!
Denn bei meinem Besuch, zusammen mit drei anderen Bloggerinnen (Janneke von Orangenmond, Yvonne von Freude am Kochen und Melanie von Butter & Zucker), habe ich nicht nur einen netten Nachmittag in einer wirklich guten (Krapfen-) Bäckerei verbracht, sondern auch einiges Interessantes erfahren!
Sehr sympathisch finde ich vor allem, dass Stefan Szihn (seines Zeichens Bäckermeister, Eigentümer und Geschäftsführer) in seiner Bäckerei Freilandeier verwendet. Für mich einer der wichtigsten Punkte.
Außerdem werden (selbstverständlich) auch keine Backmischungen verwendet; sogar die Körnermischung für den Kornspitz (welcher natürlich nicht Kornspitz heißen darf, sondern Korngenuss) wird selbst angemischt. Alles in allem mag ich diese Philosophie.
Und bei den Krapfen (ich konnte mich dank eines tollen Abschiedsgeschenks einmal durch die ganze Krapfen-Palette essen) schmeckt man das auch!
Also, solltet ihr euch selbst nicht mit einer neunmonatigen Krapfen-Fastenzeit maßregeln müssen oder wollen, dann solltet ihr vielleicht auch einmal in der Bäckerei Szihn vorbeischauen und einen Krapfen mitgehen lassen (oder gleich essen).
Und wenn jemand so nett wäre und für mich einen Kornspitz (Verzeihung, natürlich Korngenuss) mitnimmt, wäre das ganz „wunderbar“ (um es mit Harald Serafin zu sagen). Kornspitz mag ich nämlich ebenfalls sehr gerne (nicht die Backmischung), ich meine die „nachgemachten“ und „echten“ – aber das ist eine andere Geschichte.
Und nun, wie schon vorher angekündigt, folgt als meine letzte gute Tat (habe ich schon erwähnt, dass ich auch Pfadfinder bin?) für den Fasching auch mein Rezept für „närrisch gute“ Faschingskrapfen.
Wiener Faschingskrapfen
Für den Teig:
500 ml lauwarme Milch
42 g Frischgerm
60 g Zucker
650 g Mehl
7 Eidotter
geriebene Zitronenschale von ca. ½ Zitrone
6 g Salz
120 g zerlassene Butter, aber nicht heiß
2 EL Rum
Für die Füllung:
300 g Marillenmarmelade
mit einem TL Rum vermischt
Außerdem:
750 – 1000 g Fett zum Backen, je nach Größe des Topfes
Eines vorweg: ein Krapfen ist keine Fastenspeise. Ganz im Gegenteil! In alten Kochbüchern wird er sogar unter der Sparte „Schmalzgebackenes“ geführt. Was nicht mehr heißt, als dass ein richtiger Krapfen früher in Schweineschmalz rausgebacken wurde und daran auch gar nichts Verwerfliches ist (zumindest nicht, wenn man Krapfen nicht zu seiner Hauptmahlzeit das ganze Jahr hindurch macht).
Aber auch meine Oma hat früher schon Kokosfett genommen (welches man im übrigen ganz wunderbar im Bio-Markt bekommt), auch damit funktioniert das Krapfen-Backen bestens. Entscheidet selbst.
Außerdem müssen alle Zutaten Zimmertemperatur haben. Also nehmt alles rechtzeitig aus dem Kühlschrank!
Und so wird’s gemacht:
1. Aus 125 ml Milch (von den abgemessenen 500 ml), Germ, einer Prise Zucker und ca. 50 g Mehl (ebenfalls von dem schon abgewogenen) ein Dampfl anrühren.
Dafür zuerst die Germ in der warmen Milch gut auflösen und danach die restlichen Zutaten für das Dampfl unterrühren.
Mit etwas Mehl bestauben und an einem warmen Ort, mit einem Geschirrtuch bedeckt, für ca. 10 bis 15 Minuten reifen lassen. Dabei verdoppelt sich die Masse und zeigt an der Oberfläche Risse.
2. Dotter mit dem restlichen Zucker, Salz und Zitronenschale im Mixer aufschlagen und danach zusammen mit den restlichen Zutaten (Mehl, lauwarme Milch, zerlassene Butter und Rum) zum Dampfl geben.
In der Küchenmaschine mit einem Knethaken für ca. 10 Minuten zu einem weichen, seidig glänzenden Teig verarbeiten.
Der Teig sollte sich auf jeden Fall von der Schüssel lösen. Ist er zu nass, am besten noch etwas Mehl zufügen. Allerdings sollte der Teig auch nicht zu trocken sein. Vertraut hier auf euer Gefühl.
3. Den fertigen Teig wieder abgedeckt an einem warmen Ort für ca. 45 Minuten gehen lassen.
4. Auf einem bemehlten Brett oder einer Holzarbeitsfläche den Teig zehn Millimeter dick ausrollen.
Auf der halben Teigfläche mit einem Krapfenausstecher (60 mm Durchmesser) Kreise vorzeichnen, aber nicht ausstechen, und in die Mitte der Kreise ca. 1 Kaffeelöffel voll Marillenmarmelade geben.
5. Aus der zweiten Teighälfte ebenso große Kreise ausstechen und sie mit der Rückseite nach oben auf die mit Marmelade belegten Kreise legen.
Mit den Fingerspitzen die Teigränder rundherum gut andrücken und mit einem etwas kleineren Krapfenausstecher (50 mm Durchmesser) die Krapfen nun endgültig ausstechen.
TIPP: Eure ausgerollte Teigfläche sollte auf der Oberseite vor dem Ausstechen so mehlfrei wie möglich sein, sonst halten nachher die zwei Hälften nicht gut zusammen. Kommt euch der Teig eine Spur zu trocken vor, um gut aneinander kleben zu können, so könnt ihr auch die Ränder vor dem Zusammensetzen ganz leicht mit etwas Wasser bestreichen.
6. Mit der Oberseite nach unten auf ein bemehltes Tuch legen, zudecken und ein letztes Mal für ca. 10 bis 15 Minuten um ein Drittel ihrer Größe aufgehen lassen.
Den Restteig mit etwas Milch abkneten (ca. 1 TL), kurz rasten lassen und nochmal ausrollen und ausstechen.
8. In der Zwischenzeit das Fett in einem großen Topf auf 170°C bis maximal 180°C erhitzen. Am besten mit einem Thermometer immer wieder kontrollieren.
9. Die Krapfen mit der Oberseite nach unten in das heiße Fett einlegen. Zudecken und nach ca. 3 Minuten wenden. Auf der anderen Seite, nicht zugedeckt, für ca. 3 weitere Minuten fertig backen.
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